WGRK: Frieden, nicht Provokation für Jerusalem

„Als er näher kam und die Stadt sah, da weinte er über sie und sprach: Wenn doch an diesem Tag auch du erkenntest, was zum Frieden führt. Jetzt aber bleibt es vor deinen Augen verborgen.” –Lukas 19, 41-42

Die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK) hat die Erklärung von Präsident Trump, mit der er Jerusalem als die Hauptstadt Israels anerkannt und dem Außenministerium der USA die Weisung erteilt hat, die amerikanische Botschaft dorthin zu verlegen, mit Empörung und großer Sorge um den Friedensprozess, den alle ersehnen und vollenden wollen, zur Kenntnis genommen.

Die Generalversammlung der WGRK, die diesen Sommer in Leipzig getagt hat, hat erklärt, dass „im Blick auf die Ungerechtigkeit und das Leiden, die in Palästina herrschen sowie den Aufschrei der palästinensischen Christen die Glaubwürdigkeit Glaubens und die Praxis der Christen auf dem Spiel steht“. Sie hat die Weltgemeinschaft darauf verpflichtet, „sich darum zu bemühen, Initiativen zu Gunsten von Gesprächen, zivilen Friedensdiensten, Mediation, Verhinderung von Konflikten und Transformation zu fördern.“

Dieser Schritt der Trump- Verwaltung widerspricht dem lange bestehenden internationalen Konsens, der durch Beschlüsse der Vollversammlung und des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen verbrieft ist. Er wirft Jahrzehnte amerikanischer Politik um. Er macht ein ausgehandeltes Friedensabkommen noch schwerer, steigert das Risiko von Gewaltausbrüchen in der Region und erhöht die Bedrohung gegen dortige Christen.

Der Weg zum Frieden und zur Gerechtigkeit wird mit Dialog und nicht mit provokativen Erklärungen bereitet. Wir rufen unsere Mitgliedskirchen auf, sich gegen jede Maßnahme zu wenden die im Nahen Osten zu Gewalt führt und den Dialog hindert.

Wir verstärken die Stimmen unserer Schwestern und Brüdern in Jerusalem, die sich, wie folgt, in einem offenen Brief an Präsident Trump gewandt haben:

„Alle, die Jerusalem lieben, sind dazu gewillt, dafür zu arbeiten, dass es ein Land und eine Stadt des Friedens, des Lebens und der Würde für alle ihre Einwohner wird. Die Gebete aller Gläubigen in Jerusalem – Angehörige der drei Religionen und zwei Völker, die zur Stadt gehören – steigen zu Gott auf und bitten um Frieden, wie es der Psalm tut: „Gott der Heerscharen, wende dich um, blicke vom Himmel herab und sieh.” (Psalm 80,15). Beseele unsere Führer und fülle ihre Herzen und Sinne mit Gerechtigkeit und Frieden.“

In Solidarität mit unseren Schwestern und Brüdern in Jerusalem, dem Nahen Osten und in der ganzen Welt rufen wir die Regierung von Präsident Trump auf, ihre Ankündigung bezüglich der Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt des Staates Israel zu überdenken.

In dieser Adventszeit sind wir dazu aufgerufen zu warten, aber auch uns für einen Friedensprozess zu engagieren, der auf Gerechtigkeit und Respekt und Shalom für alle Menschen gegründet ist. Wir rufen unsere Mitgliedskirchen dazu auf, sich an diesem Prozess zu beteiligen und auch, wie folgt, zu beten:

Lieber Herr,
auch in diesen schwierigen Zeiten,
schauen wir zu Dir in Hoffnung.

Auch wenn wir an Handlungen zweifeln,
kommen wir zu Dir im Glauben.

Auch wenn Ungerechtigkeit uns umgibt,
wissen wir, dass Du uns Freude bringst.

Auch wenn Gewalt ausbricht,
sehnen wir uns nach Deinem Frieden.

Wirke durch uns, Herr, und in diesem Heiligen Land des Friedens, auf dass Frieden gelebt wird und Hoffnung überlebt.

Amen.

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